Vorbereitung zur Generalprobe: als Overlander in den Balkan-Alpen

Unglaublich, aber wahr: vor nun ca. 9 Monaten habe ich den Entschluss gefasst, die Motorrad-Weltreise zu machen. Seitdem bereite ich langsam und stetig alles für dieses Abenteuer vor.

Und das damals noch in dem naiven Irrglauben, schon im Oktober 2023 losfahren zu können. Dass das zu knapp sein würde, das ist mittlerweile bekannt. Und doch war schon vor Monaten klar: der Spätsommer muss genutzt werden, um in einer Testtour die bisherige Vorbereitung auf Herz und Nieren zu testen.
Womit ich natürlich nicht gerechnet hatte: Der Spätsommer kommt früher als man denkt. 😅 Und so wird es Zeit, nun ein paar Pferdestärken auf die Schiene (oder auf’s Schotter) zu kriegen, um die Tour auch vorbereitet antreten zu können.

Ein Überblick

Es sagt sich erstmal so leicht: „Für 2 Wochen wegfahren und am Ende wieder daheim sein„. Erst wenn man bedenkt, dass es nicht nur um einen tollen Urlaub geht, wird es spannend. Diese Reise soll immerhin den Antritt zur echten Weltreise später simulieren – also fast, als würde man Deutschland für 1-2 Jahre verlassen. Vielleicht muss die Wohnung nicht abgegeben werden und ein paar Bürokratiegeschichten wie Visas oder der Carnet de Passage können ausgespart werden. Wichtig sind für mich dennoch folgende Punkte bei der Reise:

  • Das ausgewählte Motorrad soll final sein
  • Die Camping-/Survivalausstattung soll komplett sein
  • Das Gepäcksystem, Motorradausstattung und Schutzbekleidung soll final sein
  • Die Route soll auf „authentischen“ Straßen verlaufen (Schotter, Offroad, usw.)
  • Das Kamera-Equipment soll getestet werden
  • Es sollen kulturell verschiedene Gebiete befahren werden
  • Die Methode zur Routenplanung soll genauso umgesetzt werden, wie später auch angedacht
  • Das Klima soll abwechslungsreich sein (kalte und heiße Abschnitte)
  • Die ersten Reiseberichte sollen auf dem Blog dazu erfasst werden

Alles in allem eben ein richtiger Demoversuch also. Umso herausfordernder, dass so gut wie alle Punkte in der Liste noch offen sind.

Das passt aber gut

Dachte sich Dennis kopfschüttelnd am Schreibtisch

…Denn bis zum eingereichten Urlaub (und den letzten warmen Sonnenstrahlen) sind es bis dato noch 28 Tage / 4 Wochen. Der Plan also die Abreise am 02.09.2023, und bis dahin: So viel fertig kriegen, wie machbar. Und das sagt sich leicht, denn wenn ich meine andere, detailliertere Ausrüstungs-, Umbau- oder Rechercheliste der Vorbereitung anschaue, müssen jeden Tag mindestens zwei Teile aus der Liste bearbeitet werden, um pünktlich los zu fahren. Also: Keine Zeit mehr zu verlieren! Los geht’s mit..

Motorrad und Gepäck

Die Alukoffer an der BMW G650GS. Fassungsvermögen alle 3 zusammen: 105 Liter

Hier ist womöglich noch die größte Baustelle. Gerade im Hinblick auf das Gepäcksystem bin ich noch ziemlich unstimmig. Daheim stehen noch gut erhaltene Hepco-Becker Alukoffer von der BMW G650GS, die bis Februar noch bei mir stand (s. Bild).

Doch aus den unzähligen Erfahrungsberichten habe ich für mich die Entscheidung gezogen, ein „Rackless soft luggage“ zu nehmen – also weiche Satteltaschen ohne zusätzlichen Gepäckträger, sondern nur hinten aufgelegt – wie in damaligen Zeiten noch bei Eseln eben:

Das Gepäcksystem „Reckless 80L“ (80L Fassungsvermögen) in Woodland-Tarnfarben von Mosko Moto (Bildquelle: motorcyclenews.com)

Natürlich sieht es erstmal nach wenig Platz aus. Und doch ist es nicht immer die Quantität, die zählt. Verglichen zu Aluboxen ist diese Art von Gepäck nämlich sehr viel näher am Motorrad und sehr viel tiefer am Boden. Dadurch ist das Gewicht bei weitem ergonomischer verteilt und so können tatsächlich mehr Kilos gepackt werden als mit Metall-Kofferträgern, die auch irgendwann durchbrechen.


Für mich sprechen für die Satteltaschen außerdem..

  • das unscheinbare Design
  • die bessere Bein-/Motorradsicherheit beim Sturz
  • die Möglichkeit, mit „MOLLE“-Verbindungspunkten fast unendlich weitere Taschen sicher zu befestigen.
  • Ein ähnlich guter Diebstahlschutz wie bei Aluboxen kann mit entsprechenden Schlössern und Fahrradschloss-ähnlichen Netzen erreicht werden

Stand jetzt

Wie schon erwähnt habe ich bisher die Entscheidung für das trägerlose Gepäcksystem getroffen und habe nun beim Hersteller angefragt, ob es die Taschen noch in den Tarnfarben auf dem Bild gibt. Warum die Farbgebung wichtig ist, dazu kommt gleich noch was.

Durch die Entscheidung für ein Rackless-System werden auch beide Koffersets und die Kofferträger am Motorrad nicht mehr benötigt. Diese werden somit demnächst demontiert und verkauft für die Reisekasse.

Vielreisen heißt jetzt „Overlanding“!

Es wird wahrscheinlich die Zeltausrüstung sein, weswegen mein gesamter Youtube-Algorithmus irgendwann meinte, mir Videos von US-Amerikanischen Preppern und Militärsurvivalists zu zeigen. Wieso auch immer: es lässt sich nicht abstreiten, dass Offroad-Motorradreisen in den abgelegensten Stellen der Welt und das Camping in der Natur einen gewissen Survival-Aspekt hat. Ob es nun um das Finden eines bärenfreien Zeltplatzes oder um das effektive Verstecken beim Wildcampen geht – das Militär hat hier schon viele gute Tipps gefunden und sich Werkzeuge ausgedacht, mit denen man sich das (Über)leben um Einiges einfacher machen kann.
Doch was hat das für die Weltreise zu bedeuten? Ganz einfach: Es wird bunt! …Oder eben nicht?

Eine Honda CRF250L in Tarnfarben, von Christian Guzman (Bildquelle: dirtycivilian.com)

Im Bild oben sieht man, wie die F650 in meinen Träumen irgendwann aussehen würde – träumen darf man ja wohl. 😉

Die Honda auf dem Bild ist natürlich ein weitaus geländefähigeres Motorrad, hat dafür aber auch weniger Leistung und ist auch nicht für die große Tour ausgelegt. Dennoch ist alleine die Ästhetik schon sehr beeindruckend. Um mit meinem Bike unauffälliger durch Stadt und Gebüsch zu kommen, möchte ich hier ebenfalls einen ähnlichen Camo-Look an allen möglichen Verkleidungsteilen vornehmen und glänzende/glitzernde Motorradteile möglichst abdecken.
Erste Versuche wurden hier mit Folierung unternommen, das Ergebnis war jedoch eher schlecht als recht. Hier werden also demnächst richtige Tarnfarben-Spraydosen bestellt und ein eigenes Muster entworfen. Die Farben sollen dabei dem Gepäcksystem entsprechen, daher auch das Gepäck in Tarnfarben.

Und wenn nun noch richtige Zusatzscheinwerfer und Federung an das Motorrad kommen, sind wir langsam auch richtig geländefähig! Das, zusätzlich mit noch ein paar gescheiten Sturzschützern macht dann selbst die etwas dickere F650-Kuh zu einem richtigen Bergkletterer. Und damit ist der Titel „Overlanding“ dann auch verdient – mit richtiger Ausstattung, um jedes Terrain zu bestreiten.

Campingausrüstung – Was will man, und wie viel muss?

Das Thema der Übernachtung ist für mich eine schwierige Frage. Ich kann einfach bisher noch nicht abschätzen, wie viel Comfort man sich am Ende leisten kann, für wie viel Stauraum. Auf der anderen Seite gibt es Gegenden, in denen man mit Besuch von Bären rechnen muss. An anderen Orten kommen einen wiederum Skorpione in’s Zelt oder auf einen wartet der nächste Regensturm. Eine Campingausrüstung muss her, die alles mehr- oder minder schafft, und dabei noch so wenig Platz wie möglich im Gepäck einnimmt. Doch wie?

Das ist eine gute Frage, die ich (Stand jetzt) wahrscheinlich selbst erst auf der Testreise lösen werde. Es gibt sehr viele Möglichkeiten: Von Reisenden mit aufblasbarem Zelt, andere spannen eine Hängematte zwischen zwei Bäume und die Puristen haben eine einzige Abdeckplane dabei, mit welchen ein Unterstand mittels Holzstöcken aus der Natur aufgebaut werden kann. Hier werde ich mich noch schlau machen, vor allem welche Methoden ich mir selbst für den Zeltaufbau zutraue und wie langlebig die einzelnen Methoden sind. Dazu wird’s dann noch Ausführlicheres geben.

Motorradbekleidung

Beispielbilder der Funktionsunterwäsche
Held 3D-Skin Cool
(Quelle: motorkledingvoordeel.nl)

Ja, das Thema Bekleidung ist mindestens spannend, seitdem ich auf dem Endurotraining in Bilstain die Cross-Protektoren ausprobieren durfte. Sie haben mir die Vorzüge von starkem Aufprallschutz gezeigt, spätestens als das 200kg-Motorrad auf meinem Bein lag. Doch je mehr Protektoren, desto weniger Bewegungsfreiheit und meistens wärmer wird die Kleidung eben. Hier werde ich wohl noch einige Klamotten anprobieren, bis ich die richtige Kombi gefunden habe. Auch weil sie wahrscheinlich so ziemlich das einzige Kleidungsset sein werden, die die Reise über mitfahren dürfen – im Gepäck ist schließlich nicht unendlich Platz. Aber hey, zumindest die Funktionskleidung steht mit dem „Held 3D-Skin“ Set schon fest (s. Bild)

Kamera-Equipment und Reiseberichte

Ein Abenteuer zu unternehmen ist schön, und noch schöner ist es, das eigene Fernweh für sich selbst festzuhalten und mit anderen teilen zu können – und allein für den Blog und dem Offroadfieber.com Instagram-Kanal ist es wichtig, reichlich Bildmaterial von der Reise zu sammeln! Aus dem Grund werden mich wahrscheinlich meine bereits vorhandene GoPro am Helm- sowie zusätzlich eine Dashcam für’s Motorrad begleiten. Das ist derzeit jedoch noch Wunschdenken und noch nicht ausgesucht oder bestellt.
Nicht direkt für die Motorradfahrt selbst, jedoch für die schönen Ausblicke wird mich in jedem Fall meine Fujifilm X-T20 Kamera begleiten. Sie ist mit Objektiven, Filtern und eigener Tasche schon bestens gerüstet für die Reise und wird die meisten hochauflösenden Bilder für den Blog schießen.

Das kompakte Kameraset: Fuji X-T20, 18-55 + 55-200mm AF-Objektive, Stativ, RGB-Leuchten und Filter

Die Reiseroute

Der wahrscheinlich größte und gleichzeitig kleinste Teil der Abenteuervorbereitung: Wohin soll die Reise eigentlich gehen?

Wie schon gesagt soll die Testreise im Wesentlichen alle Bestandteile haben, welche auch bei der Weltreise vorkommen werden – Asphaltstraße, Schotterpiste, steile Waldhänge, Berge, Regen, Sonne, Schnee – die Liste geht weiter.
Aus diesem Grund hat mir auch Ralf vom Endurotraining in Bilstain geraden, die TETs genauer anzuschauen – Nein, es geht nicht um Ted Mosby aus „How I met your mother“ 😉 sondern um den „Trans Euro Trail“ – also Offroadstrecken durch ganz Europa. Das sind legal befahrbare Geländestrecken für Motorräder, die auch mit größeren Dickschiffen befahrbar sind. Auch wenn das mit den Dickschiffen nicht so einfach ist, aber wer hat denn auch nach was einfachem gefragt 😛

TET-Strecken durch Stock und Stein

Wie es der Zufall will, führen auch TET-Strecken durch die Alpen – es werden also Höhenmeter gesammelt. Außerdem sind die Klimabedingungen über der Baumgrenze grundlegend verschieden zu unserem normalen deutschen Klima. Die Sonneneinstrahlung ist höher, dafür wird es mit jedem Höhenmeter kälter und die Straßen werden langsam aber sicher „rau“ – eine perfekte Übungsstrecke also. Außerdem sind die Bergretter es schon gewohnt, Gleitschirmflieger und gestürzte Wanderern aus der Patsche zu helfen, dann werden die mich auch aus der Patsche rausholen können, sollte was sein *lach*.

Da die Alpen alleine doch eher eine kurze Tour für zwei Wochen sind und der Kulturteil dort noch fehlt, will ich nach den Alpen über Slovenien weiter in Richtung Balkan fahren. Dort wird es tendenziell heißer. Kulturell wird es, sagen wir „lockerer“, und gleichzeitig touristenfreundlicher und -leerer. Je weiter südlich es geht, desto mehr bietet sich die Gegend gut an. Als Endziel werde ich Nordmazedonien festlegen, da dort Bekannte einer guten Arbeitskollegin wohnen. Ich vermute jedoch, dass die 2 Wochen für so eine weit entfernte Tour nicht reichen werden. Ich fahre also nach den Alpen weiter in Richtung süd-Ost, kehre zur Halbzeit der Tour dann um und fahre auf mehr oder weniger direktem Weg zurück nachhause. Dadurch sollte ich auf jeden Fall pünktlich wieder zuhause sein, außerdem wiederholt sich dann die Strecke nicht.

Die grobe Reiseroute – Hinweg (Blau) und Rückweg (Lila)

Für die konkrete Reiseroute werde ich wahrscheinlich die GPX-Daten (wie eine Offline-Route) der Trans-Euro-Trails herunterladen und mich mehr- oder weniger daran halten – mit Abstechern zu interessanten Orten und wo die Nase einen entlang führt. Der Weg ist immerhin das Ziel! Und hierfür wird dementsprechend auch noch ein Navi am Motorrad nachgerüstet – in welcher Form auch immer.

Die Erwartungen an die Reise

Die Vorbereitung für die Balkanreise mit dem Motorrad wird erstmal ziemlich stressig – selbst in diesem Blogartikel ist nur ca. die Hälfte gelistet, was bis dahin noch zu tun ist. Und dennoch hoffe ich, daraus viele Erfahrungen und Lektionen mitnehmen zu können, mit welchen ich mein Setup und die Ausrüstung für den richtigen Start um die Welt perfektionieren kann. Ich vermute, dass ich einiges dabei haben werde, was ich gar nicht benötige, und andere Dinge werden auffallen, die komplett vergessen wurden.

Und selbst nach der Reise werden noch einige Themen offen sein, die bis Mai noch geklärt werden müssen. Unter Anderem die echte Reiseroute über die Kontinente, die Bürokratie rund um Versicherungen, Lebensrettung, usw. und die Haushaltung mit Möbeln, der jetzigen Wohnung, Steuern und allem zugehörigen. Es bleibt also weiter spannend, und in den nächsten 4 Wochen freue ich mich, euch in all diese Vorbereitungen zur Balkanreise mitnehmen zu können. Es wird nicht alles seinen eigenen Beitrag kriegen, und doch versuche ich wichtigen Umbauten und Besorgungen auf jeden Fall den Platz auf dem Blog zu spendieren, den sie verdient haben 🙂

Hab ich noch was vergessen, was wichtig sein könnte? Was soll ich mir auf der Reiseroute auf jeden Fall anschauen? Fällt dir noch was ein? Dann gerne in die Kommentare, ich freu mich drauf!

7 Kommentare

  1. Pingback:Die große Tourentauglichkeit, Teil 1 - Offroad-Fieber

  2. Sehr schöner Beitrag wie immer
    Probier mal Enduroboots von Gaerne. Sind ihr Geld auf jeden Fall wert. Richtige Hardboots.
    Liebe Grüße

  3. Boas van Kaam

    Wird auch Zeit dass es losgeht, du hast voll recht! Ich fahre auch dieses Jahr noch da runter. Muss das Wetter nur mitspielen.
    Pass bei der Route auf, wo du campst. Nicht überall darf man!!!
    Sag mal was du von den MoskoMoto-Taschen hältst wenn du sie hast. Überlege auch, die zu kaufen. Sehen vielversprechend aus!
    Weiter so, Fernweh muss gestillt werden!

    • Hallo Boas, danke Dir für den Tipp! Die verwirrende Rechtslage hatte ich schon überflogen. Ein weiterer Grund, wieso die Ausrüstung unauffällige Farben kriegen soll 😉
      Mal sehen!

      Liebe Grüße
      Dennis

  4. Hi Dennis,
    schön zu sehen, dass die Beiträge mittlerweile regelmäßig Samstags erscheinen. Gibt es die neuen Posts ab jetzt wöchentlich oder weiter alle 2 Wochen?
    Toi Toi Toi, dass die Vorbereitung gut funktioniert. 🙂 Freue mich auf das nächste Update

    • Hallo Lena, danke für die lieben Worte und die gute Frage! Das wird wohl darauf ankommen, ob unter der Woche etwas vorbereitet wurde, wofür sich ein Beitrag lohnt 😉 Wahrscheinlich die nächsten Wochen also mehr als genug.

      Und falls das nicht reicht, schau gerne mal auf dem offiziellen Instagram-Account vorbei. Dort wird demnächst auch noch einiges passieren in Richtung Zwischen-Updates und Behind-The-Scenes 🙂

      Liebe Grüße
      Dennis

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