Meine bisher schnellste Testtour

Diese Woche war es so weit – nach unzähligen Lieferverspätungen und Zeitfressern ging es auf die große geplante Testtour. Der Plan war, die gesamte Weltreise-Ausrüstung in den Alpen und im Balkan mehrere Wochen lang zu testen. Doch dass ich nach nichtmal 2 Nächten wieder daheim sein würde, konnte niemand erwarten.

Die Wall of Shame – Zwischen Ghosting und fehlenden Paketen

Bevor es überhaupt losgehen konnte, hatte ich letzte Woche ja schon über die unzähligen Onlinebestellungen gesprochen, die bei mir daheim fast stündlich eintrudelten. Leider war das letzte Woche nur ein Bruchteil, denn der Großteil wurde über den Motorradshop „Louis“ online bestellt – direkt in die Filiale zur Abholung, damit mein armer Postbote nicht noch mehr schleppen müsste.

Das meiste haben die sowieso in der Filiale, das kann sicher keine zwei Tage dauern

Naivität, die bald eines Besseren belehrt werden würde

Zum letzten Tag des Summersales war mir schon klar: es könnte von mir aus auch drei Tage dauern – nagut. Dass ich jedoch nach 7 Tagen noch kein Lebenszeichen erhalten habe, ließ mich stutzig werden.

Als kleine Anmerkung – Louis hat sich ein tolles Supportfeature ausgedacht, bei dem man nach einem Rückruf oder einer Antwortmail fragen kann, um sein Anliegen zu besprechen – inklusive Rückrufzeitraum. Zum Einen habe ich eine Anfrage bzgl. des Bestellstatus gestellt, zum Anderen habe ich auch nach einer Kooperation einige Wochen vorher gefragt.

support wird kleingeschrieben

Zu beiden habe ich leider in der angegebenen Zeit keine Rückmeldung erhalten. Zur Bestellung kam eine Mail mit leichtem Verzug, und zur Kooperationsanfrage bekam ich erst ca. eine Woche darauf eine schriftliche Antwort, dass das aus Kapazitätsgründen nicht möglich wäre („Kapazität?“ Die Aufgabe wäre lediglich gewesen, eine Motorradkombi auszuleihen und eine spätere Langzeitreview Probe zu lesen).
Dass man nicht immer in genau der Zeit zwischen 9-16Uhr einen zurückrufen kann, das ist ja okay. Aber ein Lebenszeichen und ein „Ja wir haben die Nachricht bekommen, dauert noch einen kleinen Moment“ hätte ich schon erwartet, wenn es um eine >2.000€-Bestellung geht.

Die große Louis-Bestellung, in zwei Einkaufswagen

Letztendlich war ich es dann auch satt und bin persönlich nochmal in den Laden gegangen. Der Kollege aus der Technik war auch verwirrt, doch Fragen hilft – keine 10 Minuten später, stand er mit zwei vollgepackten Einkaufswagen vor mir. „Bitteschön“. Dann noch mit der netten Verkaufsdame dann auch die halbe Montur einmal probegetragen, und so langsam wurde mir wieder einmal klar: langsam wird es ernst.

Ölige Hände und letzte Umbauten

Nachdem das Motorrad letzte Woche schon so halb wieder fahrtüchtig gemacht wurde, wartete ich derweil dennoch auf die letzten Pakete und wusste nicht ganz, was ich mit der Zeit anfangen sollte. Und so verbrachte ich die letzten Tage fast ausschließlich bei meiner improvisierten Werkstatt, bestehend aus öffentlichem Parkplatz, einer leeren Bierkiste und dem Auto-Kofferraum als Werkzeugkiste.

Die „Werkstatt“

Nach den ganzen Verschleißteilen wurde auch provisorisch einiges geschmiert – das Motorrad hatte am Ende mehr Silikon als die Oberweite mancher Promis. Und so wurde auch langsam aus dem verstaubten Relikt wieder ein glänzendes Maschinchen – und als ich mich versah, war sogar die Vorderradgabel draußen und wurde einmal mit viel Chrompolitur auf Vordermann gebracht. Manch ein Harley-Fahrer wäre neidisch gewesen! 😀

und so wurde das Bike auch langsam zu einem richtig rustikal aussehenden Bike, was den Titel „Overlander“ auch langsam verdient hat.

Im Stress schlechte Omen ignorieren

Nachdem dann alles fertig war und der Haushalt auch einigermaßen aufgeräumt war, sagte ich mir mittags „Heute geht es endlich los!“ – zumindest zum bekannten Elternhaus, als letzter Checkpoint. Doch dass die Montage der Satteltaschen und vor allem des Gepäcks selbst schwieriger wird als gedacht, das musste ich schmerzhaft lernen.

Der Sonnenuntergang war schneller da, als man sich versehen konnte. Und die Taschen waren noch nichtmal vollständig gepackt, geschweige denn auf dem Motorrad. Und die Motorradklamotten hatte ich bisher auch noch nie vollständig an – das ging auch gerade noch nicht, denn eigentlich müsste das ganze noch sorgfältig auf die Größen und Maße eingestellt werden. Für das alles war aber keine Zeit, denn nachts 3 Stunden zu den Eltern fahren wollte ich auch nicht, und so wurde alles immer hektischer und hektischer. Und im Endeffekt war alles so unschön gepackt, dass der riesige Wanderrucksack auf meinem Rücken den Nackenkäfig so gegen den Helm gedrückt hat, dass der gesamte Schädel auf den Tank gedrückt wurde – geradeausfahren unmöglich.

Es half nichts – es war zu spät und es hat alles nicht geklappt. Ich wurde derweil immer angespannter, denn ich hatte angst, dass dieser verschwitzte und eingeengte Zustand so für die nächsten drei Wochen bestehen bleiben würde. Und so wurde kapituliert und die mittlerweile 30kg montiertes Gepäck wieder vom Motorrad runtergehieft – nicht, dass jemand lange Finger kriegt. Das Schicksal schien gegen mich, doch die Motivation stirbt zuletzt – und so soll es am nächsten Morgen besser vorbereitet losgehen.

Die große Jungfernfahrt

am nächsten Tag ging es mit frischem Kaffee und neuer Energie dann los – das gesamte Gepäck nochmal neu und organisiert zusammenpacken, Rucksack in die Ecke schmeißen und die Klamotte nochmal anpassen. War bei den kühlen Morgentemperaturen auch sehr viel angenehmer als bei 30°C im Schatten, die hier abends derzeit sind.

Und ehe man sich versieht, war auch alles vorbereitet – das Ross in all seiner Schönheit und die komplette Ausrüstung am Mann: Wir waren startklar! Und statt den Schädel nun gehen den Tank gedrückt zu kriegen, war nun alles viel beweglicher. Statt starrer Mumifizierung hatte das Fahren nun richtig Spaß gemacht! Man merkt zwar, dem Ross geht irgendwann die Puste aus, aber schneller als 120km/h würde ich eh nur in Deutschland fahren.

Die F650 in all ihrer Tourentauglichkeit

Schneller als man sich versehen konnte, waren wir beim altbekannten Elternhaus angekommen. Hier galt es, noch ein letzter Ölwechsel und Check-Up machen, bevor es auf die große Reise geht.

Eine heiße Maschine

verschmorter Hitzeschutz und Löcher in der Verkleidung

womit dann natürlich niemand gerechnet hat, war dass die Maschine echt heiß war – zu heiß. Denn der Auspuff hatte sich unter dem Gepäck wahrlich zum Heizofen entwickelt! Und da der kühlende Luftzug nun fehlte, hat der Auspuff selbst auf der 200km-Heimfahrt schon die Verkleidung durchgeschmort und die Hitze-Schaumstoffe des Gepäcksystems angekokelt. Eins war klar: So war es eine tickende Zeitbombe, bis mehr wegschmilzt – beispielsweise der Luftkasten oder das Gepäck selbst.

Wir hatten gegrübelt – Steinwolle draufkleben? Doppelter Abstandhalter?
Doch es wäre alles nur gebastelt und gepfuscht. Ich möchte zwar Abenteuer, aber keine Sollbruchstelle. Und so habe ich mich entschieden, auf nächste Woche zu warten – dann soll nämlich der vor Ewigkeiten bestellte Austausch-Auspuff ankommen! Dieser ist bei weitem kleiner, läuft kühler und wird weiter weg vom Gepäck montiert – genau das, was wir also brauchen! Und bis dahin würde ich nochmal nachhause fahren.

Fazit

Und nun warte ich wieder hier, daheim, auf den lang ersehnten Auspuff und dann auch den Reisestart. Leider wird dann schon der halbe Urlaub vorüber sein und eine Verlängerung ist auch nicht möglich. Doch so ist das eben manchmal – man kann nie alles vorhersehen und dass nichts perfekt läuft, ist sowieso klar.
Wahrscheinlich wird dafür einfach die Strecke ein wenig gekürzt oder es werden mehr Kilometer pro Tag gefahren. Doch das zeigt sich dann, wenn es so weit ist.

Bis dahin heißt’s dann – abwarten und (Bohnen)Tee trinken 🙂

Ein Kommentar

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